R Stein Wexler | USA

BUKA-Stipendiatin 2020/2021 | Zentrum für Kunst und Urbanistik | Berlin

Mein Stipendium war der Startschuss für meine Karriere als internationale öffentliche Künstlerin.

Als ich 2020 nach Berlin zog, konnte ich mich noch nicht als Künstlerin bezeichnen. Als ich ankam, begann ich, die Geschichte des Hauses der Statistik zu recherchieren und zu erforschen, wie sich kreative Praktiken mit der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lokaler Kontexte auseinandersetzen.

Wie sich herausstellte, steht das Haus der Statistik heute genau an der Stelle, an der sich das Jüdische Altenheim befand, nämlich in der Gerlachstraße (bis 1938 Lietzmannstraße) 18-21 –eine Straße, die nicht mehr existiert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus beschlagnahmt und als Sammellager für ältere Jüdinnen und Juden, die in Konzentrationslager transportiert wurden, genutzt. Zunächst wurden die mehr als 250 Bewohner*innen des Altenheims nach Theresienstadt deportiert. Im Laufe des Winters 1942-1943 wurden dann mehr als 2.000 ältere jüdische Menschen an diesem Ort festgehalten und anschließend in Konzentrations- und Vernichtungslager gebracht.

Ende der 1960er Jahre wurden die nicht durch alliierte Bombardements zerstörten Gebäude sowie das ehemalige Straßennetz abgerissen, um Platz für das Haus der Statistik und den Wohnkomplex Karl-Marx-Allee der DDR zu schaffen. Während das Altenheim 1955 Gegenstand eines Antrages auf Denkmalschutz war, ist es seit seiner Zerstörung aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden.

Die Entdeckung dieser Geschichte führte nicht nur zu zahlreichen Kunstinstallationen im öffentlichen Raum und zur Zusammenarbeit mit Nachbarschaftsgruppen, Bauunternehmen, Aktivist*innen und anderen Künstler*innen, sondern auch zu einer anschließenden Finanzierung durch Nachbarschaftsverbände und die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Diese Partnerschaften werden bis zum heutigen Tag fortgesetzt und das Projekt wächst weiter. Kürzlich wurde auf der Ebene des Bezirks Mitte ein Beschluss gefasst, eine dauerhafte Gedenkstätte im Haus der Statistik zu unterstützen. Auf der Grundlage dieser Erfahrung habe ich seitdem Projekte in Krakau, Polen; Raleigh und Durham, North Carolina, USA; und Chisinau, Moldawien entwickelt.

Ohne das Bundeskanzler-Stipendium hätte ich nicht die Freiheit, die Unterstützung und das soziale Netzwerk gehabt, um das zu erreichen, was ich heute habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert