Bruna Romano Pretzel | Brasilien

BUKA-Stipendiatin 2017/2018 | Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. | Berlin

Ich erhielt das Bundeskanzler-Stipendium an einem Wendepunkt in meiner Karriere, nachdem ich einige Jahre Forschungs- und Führungserfahrung im Bereich der juristischen Bildung in São Paulo, Brasilien, gesammelt hatte. Im Laufe dieser Jahre, als die Bedrohungen für die Demokratie in Brasilien und anderen Ländern zunahmen, wurden die Bedeutung der Menschenrechts- und politischen Bildung und die Dringlichkeit des Dialogs zwischen akademischen und zivilgesellschaftlichen Organisationen für mich immer deutlicher. Motiviert durch einen früheren Aufenthalt in Deutschland als Jurastudentin, bei dem ich die vielfältige und demokratische Bildungslandschaft des Landes kennenlernte, entwarf ich ein Forschungsprojekt mit einem praktischen Ansatz, das darauf abzielte, verschiedene Initiativen der deutschen politischen Bildungslandschaft zu beobachten und an ihnen teilzunehmen, interessante Praktiken und Schlüsselthemen zu erfassen und den brasilianisch-deutschen Dialog in diesem Bereich zu intensivieren. Meine Forschung konzentrierte sich auf die Erwachsenenbildung und entsprach meiner Überzeugung von der Bedeutung lebenslanger politischer Bildung in einer Welt, in der soziale Ungleichheiten allgegenwärtig sind und ständig zunehmen.

Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten e. V. (AdB, Geschäftsstelle in Berlin) erklärte sich freundlicherweise bereit, meine Gastinstitution für dieses Forschungsprojekt zu sein und bot mir die beste Unterstützung und akademische Freiheit, die ich mir hätte wünschen können. Ich hatte das Beste aus beiden Welten: Ich forschte in der Nähe von Bildungspraktiker*innen und hatte gleichzeitig Zugang zu den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen in meinem Forschungsbereich. Aus akademischer, politischer und persönlicher Sicht war dies eine lebensverändernde Erfahrung, die meinen Glauben an die Kraft des Dialogs gestärkt hat. Ich stand in ständigem Austausch mit Bildungsfachleuten in ganz Deutschland und an der AdB-Geschäftsstelle und lernte dabei verschiedene Ansätze der politischen Bildung in Deutschland kennen. Außerdem konnte ich dem AdB von meiner Forschung berichten und mit einer kritischen Perspektive, die auf meinen Erfahrungen in Brasilien beruhte, zum Verständnis der Vielfalt von Initiativen und Ansätzen der politischen Erwachsenenbildung in Deutschland beitragen. Mein Bericht wurde in der vom AdB herausgegebenen Zeitschrift Außerschulische Bildung (Heft 1/2019) veröffentlicht.

Inspiriert durch mein BUKA-Jahr habe ich mich dem lebendigen Netzwerk lateinamerikanischer Migrant*innen in Berlin, wo ich jetzt lebe, angeschlossen und arbeite zurzeit mit brasilianischen und anderen lateinamerikanischen zivilgesellschaftlichen Akteur*innen an der Konzeption eines Projekts zur Demokratiebildung in der Migrationsgesellschaft. Auch inspiriert durch meine Begeisterung für die deutsche Sprache und Gesellschaft, werde ich in naher Zukunft einen Bachelor of Arts in Germanistik (Deutsch) und Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität abschließen, der eine solide akademische Basis für meine zivilgesellschaftliche Arbeit bietet. Ich hoffe, dass das Bundeskanzler-Stipendium weiterhin zukünftige Führungskräfte dazu inspiriert, sich für globale Verständigung und Demokratie einzusetzen.

(Das Foto wurde am 21. Juni 2018 während eines Betriebsausflugs der AdB-Geschäftsstelle von Friedrun Erben aufgenommen.)

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